"Aus 5 wird 1."

St. Claude, vom 27. September 2007

Basmati-Reis mit Speck und ein orangefarbener, stueckiger Brei, sieht aus wie Kuerbis. Doch ich bin viel zu muede, um das da runterzubekommen. Den Wasserbehaelter kannte ich schon, den hatten wir in Glenmoore auch. Mein Zimmer ist ganz ok, an das Netz ueberm Bett werd' ich mich wohl noch gewoehnen muessen. Wann muss ich eigentlich aufstehen? Auf dem Zettel steht der 29. September '07. Ohne Internet laeuft hier erstmal gar nichts. Was essen Franzosen eigentlich zum Fruehstueck???

So war das.
Vor 30 Tagen, auf den Tag genau...




Gut das ich da gewesen bin. Besser, dass ich jetzt wieder nach Hause fliege... Ich nehm' das Positive mit. Für mich selbst und für meine Mitmenschen. Den Rest kann ich ruhig zurücklassen. Schlechte Erinnerungen verdienen keinen Platz hier drinnen...





Remerciement pour tout,
Neil, Alexis, Tony et Lucile.


C.M.S.

"Ein Riese, der nach faulen Eiern stinkt."

St. Claude, vom 24. September 2007

Ein Reinhold Messner steckt doch wohl in jedem von uns... Zumindest f
ühlte ich mich gestern ein wenig dem Bergsteigertum verbunden als ich den "Riesen" der Kleinen Antillen samt Sneakers und Nutellabrötchen erklom.
Bed
ächtige 1467 Höhenmeter weist der "La Soufrière" auf und ist somit nicht nur der höchste Punkt von Guadeloupe, sondern auch n' übel riechendes Fleckchen Erde... Wer im Chemie- und Französischunterricht abwechslungsweise mal aufgepasst hat, weiß, dass "soufre", sprich "Schwefel", als Schwefeldioxid die besonders "deliziöse" Eigenschaft hat nach gammeligen Eiern oder Urin zu riechen. Soll heißen, dass der Vulkan noch so ziemlich aktiv ist, und obwohl der letzte Ausbruch schon 30 Jahre herliegt, man nie weiß, wann es mal wieder los geht. Davor ging's allerdings noch zum "Chute du Galion", ein 40 m hoher Wasserfall, der sich mitten im Regenwald von den Klippen der üppigen Berglandschaft Guadeloupe's in die Tiefe stürzt. Um dort hinzugelangen bedarf es allerdings ein wenig Ausdauer und guten Wanderschuhen, die ich natürlich nicht hatte und somit nur von der Ferne aus Fotos schießen konnte. Die Aussicht war abermals traumhaft, und das Wasser, was so an mir vorbei plätscherte, kristallklar und als kleine Erfrischung geradezu einladend.

Ansonsten geht's mir eigentlich ganz gut, kommenden Donnerstag steht die Abreise bevor und somit genie
ße ich noch die letzten Tage im wunderschönen Guadeloupe...

C.M.S

"Wir glauben, Erfahrungen zu machen, aber die Erfahrungen machen uns."

St. Claude, vom 23. September 2007


I have to say that the quote up there isn't mine.
It's a pity, i wish I could say it's mine.
But anyway it's from Eugène Ionesco,
a french-romanian dramatist.
Unfortunately he's dead already.
But the message isn't.
I'm writing this post in English because...
Just because.
Just let me do it.
And keep reading.
I'm both lugubrious and sanguine.
I'm thinking too much about random things lately.
That's a good point to stop from here.

C.M.S.

"Nur weil sich mein Kind im Spiegelbild betatscht, heißt das noch lange nicht, dass es minderbemittelt ist."

St. Claude, vom 20. September 2007


Man gebe einem Kleinkind eine Tischtenniskelle aus Plastik. Unmittelbar setzt sich der Racker das Ding auf den Kopf und lässt es runterfallen. Nach 14 1/2 Versuchen scheint die Schmerzgrenze erreicht zu sein. Da hört der "Spaß" auf. Zu meiner "Wachsmalstifte-machen-sich-sehr-gut-auf-Rauhfasertapete"-Zeit musste da schon das japanische Tollhaus "Nintendo" herhalten um mich aufrichtig zu unterhalten... "Nuancieren". Ein Beweis dafür, wie schön manch' Worte klingen können, oder?
So, jetzt nur noch einprägen und damit Hauptschüler beeindrucken.
Das ist im Übrigen auch Spaß.
Kein Spaß ist es allerdings 5,60 € für Doritos "Nacho Cheese" f
ür 125 g Tüten zu bezahlen. Persönlich hab ich ja nichts gegen getrocknete Bananenchips oder Kokosraspel ausm' Supermarkt, aber Kartoffeln sind Kartoffeln und bleiben Kartoffeln, und waren in den letzten 100 Jahren auch nicht urplötzlich von irgendwelchen Kartoffelchipswirtschaftskrisen großartig betroffen, dass man den Preis ins Unermessliche hochtreiben muss!
Ein weiteres Armutszeugnis für französische Geschmacksknospen...

Dazu mein erster und wohl letzter Einkauf auf Guadeloupe bei "Cora" in Desmarais:

12 Milchbrötchen à 350 g für "fast n' Appel und n' Ei" a.k.a. 1,99 €
1 kg getrocknete Pflaumen (mit Kern) für "happige" 5,89 €
1 Liter Danone Fruchtsaft 'Orange & Mango' für "erfrischende" 2,45 €
20er Packung 'Madeleines Longue' für "softe" 2,60 €
1 'Groove' Zeitschrift mit CD für "pimpige" 6,95 €
1 Packung 'Cheetos Chipito' Flips für "krumme" 1,62 €
10er Packung eingelegte 'Straßburger Wuerstchen' für "magere" 1,99 €
1 Packung TWIX à 1 Paar für "unerwähnenswerte" 0,71 €
1 Rolle 'Mister Potatoes' Crisps für "kartoffelige" 2,10 €

und zu guter Letzt...

6 Biere französischer Braukunst '1664' à 0,33 l für "ausländerfeindliche" 5,92 €


Was soll man dazu noch sagen?

Prost.

C.M.S.

"Flensburg ich komme!"

St. Claude, vom 15. September 2007

Meine Probezeit für den Führerschein ist vorrüber!
2 Jahre intensiven Fahrens vorbei.
Und nur einmal hat es "Boing!" gemacht...
Und nix ist passiert.
Nicht mal n' Lackschaden.
Nur n' "Boing!".

Seid stolz auf mich.
Wenn nicht...
Ich bin es.


"D
ie Männer wünschen sich eine Frau, mit der man Pferde stehlen kann.
Frauen wünschen sich Männer, mit denen man ein Auto kaufen kann."

von Anna Magnani


C.M.S.

Extrablatt: "Dt. Exportschlager manipuliert nun auch französische Musikindustrie!"

St. Claude, vom 14. September 2007


Das Böse hat einen Namen! Und es ist unter uns.
Ich habe es mir gestern mit eigenen Augen ansehen m
üssen...
Schlimmer noch als das Dengue-Fieber, AIDS oder die allseits b
ekannte
Maul- und Klauenseuche!
Selbst die beschauliche karibische Insel namens "Guadeloupe", konnte sich dem Schicksal nicht entweichen und muss in den kommnenden Wochen wohl mit dem Schlimmsten rechnen:
Eine Massenhysterie, wie noch zu guten alten WM 2006-Zeiten in Deutschland, doch nicht weil unser Team so geilen Fussball zelebriert hat (Wir sagen DANKE!), nein, weil nun eine unzumutbare Welle jungpubertierender Jugendlicher den karibischen Sambarhythmen den R
ücken zuwenden wird um sich dem neuen Feindbild "zu opfern"...

Marcel Reich-Ranicki w
ürde sich im Grab umdrehen, (so schlimm nun ist es nun auch nicht, er lebt ja immerhin noch), wenn er sich dem Klang und der Poesie des folgenenden Auszuges mit spielerischer Leichtigkeit kritisch äußern müsste:

"Ich muss durch den Monsun

Hinter die Welt
Ans Ende der Zeit
Bis kein Regen mehr fällt

Gegen den Sturm

Am Abgrund entlang

Und wenn ich nicht mehr kann, denk' ich daran
Irgendwann laufen wir zusammen
Durch den Monsun, dann wird alles gut."

Die "Durch den Monsun" enstandende Erfolgswelle der Musikantentruppe "Tokio Hotel" scheint in Deutschland allmählich abgeebbt zu sein, hat sich jedoch zugleich ihren Weg in die Karibik gebahnt... Mindestens 5 Zeitschriften zierten sich mit dem Namen der "Boy-Band" und beabsichtigten nun damit französiche Kleinhirne "zu waschen". Wie das Ganze enden wird, kann ich nicht sagen, vielleicht steht man ja hier auf Magdeburger Jungs, die abwechslungsweise mal den Blick in den Spiegel wagen sollten, bzw. die Tonabnahme von Menschen mit(!) funktionstüchtigem Gehör machen lassen koennen!?



Und die Moral von der Geschicht', hier steht's geschrieben:

"D
ie Berühmtheit mancher Zeitgenossen
hängt mit der Blödheit der Bewunderer zusammen."


von Heiner Geissler

C.M.S.

"Herr Ober, einen Gedankensalat, bitte."

St. Claude, vom 07. September 2007


Miserabel.
So kann man das am besten beschreiben.
Rückflug einbuchen, abschicken und weg bin ich.
Ganz schnell geht so was. Doch will ich das?
Eigentlich nicht.
Dafür wäre es schade ums Geld.
Würde der Materialist sagen.
Dafür wäre es zu kurz gewesen.
Würde der Genießer sagen.
Dafür wäre ich nicht ich selbst.
Würde ich selbst sagen.
Doch es ist schwer durchzuhalten.
Manchmal ist die größte Hürde,
Der Schatten über den man selbst springen soll.
Es ist einfach andere Menschen zu kritisieren,
Und mit gutem Rat bei Seite zu stehen,
Doch wenn es um einen selbst geht,
Erschrickt man und erkennt sich selbst
Nicht mehr wieder.

C.M.S.

Von „Vive La France!“ oder „Nach 33 und mehr Mückenstichen hab’ ich aufgehört zu zählen…“


St. Claude, vom 01. September 2007


Hmm, das wird wohl mein erster richtiger Blog-Eintrag werden!

Wie fängt man da am Besten an? Keine Ahnung – einfach drauf los plappern… Während schon wieder im Hintergrund Alexis mit seinen verkrampften „Mama-ich- hab-doch-gar-nichts-getan-Aufrufen“ versucht Dinge gerade zu biegen, sitze ich nun hier in meinem kleinen, unscheinbaren, weiß angestrichenen „Do-It-Yourself-Zimmer“ inmitten von St. Claude, einem kleinen bescheidenen Vorort von Basse-Terre an der Küste von Guadeloupe. Um es mal klar zu stellen, ich bin gut angekommen, allerdings gab es in den 5 Tagen, die ich schon hier bin mehr Down’s als Up’s… Eigentlich verlief der Hinflug von Berlin-Tegel ganz gut, dennoch musste ich in Paris von einem Flughafen (Charles-De-Gaulle) zum anderen per Bus fahren, dafür auch noch schlappe 16 €uro hinblättern, obwohl das doch inklusive sein müsste… Naja, das war ja noch nicht alles, als ich dann in Paris (Orly), dem 2. Flughafen in Paris, war und einchecken wollte, sagte man mir ich müsste 144 €uro für extra Gepäck bezahlen ansonsten würde ich nicht auf die Maschine gelassen werden. Ok, dacht’ ich mir. Da die Check-In Tussi sowieso kaum Englisch verstand, geschweige denn sprach, sah ich keinen Funken Hoffnung, mein Geld je wieder zu bekommen. Vielleicht sollte die Fluggesellschaft „Air France“ in Zukunft mein Geld in Englisch-Sprachkurse für seine Mitarbeiter investieren.

Soviel dazu.

In Point-A-Pitre, der Hauptstadt von Guadeloupe war ich dann nach knapp 8 h Flug sicher angekommen, doch dann der erste Kracher. Raus aus dem Flugzeug – Rein in das Vergnügen „karibische Sauna“. Hier herrschen Temperaturen von 27-31° C das ganze Jahr über, abends „kühlt“ es sich dann mal bis auf 23° C „ab“. Dafür regnet es hier aber auch „wie Sau“, fast jeden Tag prasselt der Regen mehrmals für 2-3 Minuten in heftigen Schauern zu Boden. Ein Ausgleich auf Abkühlung am Strand bietet das Karibische Meer dann auch nicht mehr, wenn dort Temperaturen von 28° C herrschen.
Nun zu den Down’s.

Nach den ersten 4 Tagen war mir klar, dass ich die geplanten 5 Monate, nicht durchhalten werde. Mein erster Gedanke war zu Hause. Ganz anders als noch in den USA. Hier war es einfach nur der Wunsch, wieder nach Hause zu fliegen. Warum ist schwer zu sagen, vielleicht hatte ich mich während meines 1-monatigen Aufenthalts in Deutschland zu sehr an meine Heimat und Freunde gewöhnt, was eigentlich, so hart es klingt, nicht geplant war, um die Abreise nach Guadeloupe einfacher zu gestalten. Ein weiterer Grund ist wahrscheinlich die Sprache, die mir noch immer zu schaffen macht, zwar verstehen meine Gasteltern Tony und Lucile Englisch, doch das ist meistens nur der letzte Ausweg um zu kommunizieren. Mal sehen, ob die Zeit im Französischsprachkurs, der in einer Woche beginnt, Früchte tragen wird. Ich bin zwar auch hier her gekommen, um mit den Kindern Neil und Alexis (1 & 3 Jahre alt) deutsch zu reden, ob das aber klappt, wird sich zeigen. Noch hält sich deren Interesse in Grenzen. Ich bin da eher misstrauisch. Ein anderer Grund war der 3. Tag meines Aufenthalts, vermutlich einer der schlimmsten in meinem Leben. Nicht weil ich die Kleinen baden und wickeln musste, nee, weil es mir so schlecht ging wie noch nie. Drei mal durfte ich die Toilette besuchen; hab Sachen gegessen, die ich wohl besser nicht hätte essen sollen; bin schweißüberströmt ins Bett gefallen und vor Würgreiz musste ich wieder aufstehen. Keiner wusste wirklich, was ich mir da zugezogen hatte, vielleicht war es Fieber, ne’ Magen-Darm-Grippe oder zur Abwechslung doch nur nen’ Hitzekollaps?! Auf jeden Fall war es kein guter Anfang.

Das war’s aber jetzt erst einmal.


NACHTrag:

So kann’s kommen. Da schreibt man am Morgen noch so schnell auf, wie schlecht und dreckig es einem doch geht und spät abends sieht die Welt im moskitonetzbehangenem Bett gleich viel bunter aus. Also. So schlimm war es dann doch nicht. Obwohl ich heute zum zweiten Mal die Bengel „auf Trapp halten“ musste, hat sich der Tag doch noch sehr gelohnt und meine Ansichten zum Positiven verändert. Als ich meinen Bericht fertig geschrieben hatte, kam Tony zur Tür herein und fragte, ob ich denn nicht mit ihm und den Kids an den Strand fahren würde...

Was für eine Frage!? Natürlich, bin ich mitgegangen. Das „jute“ Strändchen hieß „Grande Anse“, und hat mit schwarzem Pulversand und palmenumsäumtem Strand so einiges zu bieten. Ganz genau, auch fast entwurzelte Palmen die vom letzten Hurrikan "Dean", der hier über die Karibik zog, noch so seine Spuren hinterlassen hat. Aber halb so wild. Es war auf jeden Fall ein voller Erfolg, ich denk’ auch mal, dass sich die beiden, Alexis und Neil, so langsam an mich gewöhnen werden.

Völlig richtig! – An diesen blonden, zotteligen Möchte-Gern-Franzosen.

Abends ging es dann weiter mit nem’ typisch französischen „Abendessen“, nämlich Crêpes. Wer jetzt meint, Crêpes gibt’s nur aufm’ Jahrmarkt oder jeden Sonntag Mittag um 12.00 Uhr bei Omi, der hat sich getäuscht. Die Franzosen sind da anders. Aber das wissen wir ja bereits. Nein, so was isst man mit Brie, Schinken, angebratenen Gurken, Salat oder sogar Spiegelei oben drauf. Das Ganze ähnelt dann einer zusammengefalteten Pizza mit extra hauchdünnem Boden. So dünn, dass er sogar jedes mal von allein bricht – und… weil Essen ja soviel Spaß macht, die Suppe dann auch verständlicherweise größtenteils in deinen zwei gesunden Händen landet.

Abgesehen davon hat es aber saulecker geschmeckt - wir schnitzel- und dönerverwöhnten Deutschen wollen da mal nicht meckern. Mit dabei am Tisch war übrigens noch ein Pärchen, Èlise und Jerome, der wahrscheinlich wieder so ein Dach auf dem „o“ stehen hat...

C.M.S.